Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen  

in Mio. €31.12.201631.12.2015
Leistungsorientierte Verpflichtungen1.9021.607
Pensionsähnliche Verpflichtungen97102
1.9991.709

Für die derzeitigen und früheren Mitarbeiter des Bertelsmann-Konzerns sowie für deren Hinterbliebene bestehen je nach den rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten des jeweiligen Landes unterschiedliche Formen der Altersversorgung. Die betriebliche Altersversorgung erfolgt sowohl beitrags- als auch leistungsorientiert.

Bei den beitragsorientierten Altersversorgungsplänen (Defined Contribution Plans) leistet das Unternehmen auf gesetzlicher, vertraglicher oder freiwilliger Basis Zahlungen an einen externen Fonds oder eine andere Versorgungseinrichtung. Mit Zahlung der Beträge bestehen für das Unternehmen keine weiteren Leistungsverpflichtungen, sodass keine Rückstellungen gebildet werden. Der Aufwand für beitragsorientierte Pläne betrug im Geschäftsjahr 2016 50 Mio. € (Vj.: 50 Mio. €).

Alle übrigen Altersversorgungspläne sind leistungsorientiert (Defined Benefit Plans). Die Verpflichtungen der US-Gesellschaften für die Krankheitskosten der Mitarbeiter nach deren Eintritt in den Ruhestand (Pläne für medizinische Versorgung) stellen ebenfalls leistungsorientierte Zusagen dar und sind in den bilanzierten Rückstellungen enthalten. Bei allen Altersversorgungsplänen ist zu unterscheiden, ob die Finanzierung über eine externe Anlage erfolgt oder nicht.

Bilanzierte Nettoschuld für leistungsorientierte Pläne  

in Mio. €31.12.201631.12.2015
Anwartschaftsbarwert rückstellungsfinanzierter Versorgungszusagen876840
Anwartschaftsbarwert extern finanzierter Versorgungszusagen3.4933.120
Summe der Anwartschaftsbarwerte der Versorgungszusagen4.3693.960
Beizulegender Zeitwert des Planvermögens-2.479-2.365
Bilanzierte Nettoschuld1.8901.595
– davon Pensionsrückstellungen1.9021.607
– davon sonstige Vermögenswerte1212

Wie im Vorjahr hatte die Obergrenze nach IAS 19.64 im Geschäftsjahr 2016 keinen Einfluss auf das übrige kumulierte Eigenkapital. Für diese leistungsorientierten Versorgungspläne werden Rückstellungen gebildet. Im Wesentlichen bestehen Festgehaltszusagen sowie Endgehaltspläne.

Leistungsorientierte Versorgungspläne  

in Mio. €31.12.201631.12.2015
Festgehaltspläne/Rentenbausteinsysteme2.3172.184
Endgehaltspläne1.3161.164
Karrieredurchschnittspläne428374
Sonstige Zusagen245174
Pläne für medizinische Versorgung6364
Anwartschaftsbarwert4.3693.960
– davon Kapitalzusagen231216

Die Verpflichtungen und das vorhandene Planvermögen der bestehenden Pensionspläne sind zum Teil demografischen, ökonomischen und rechtlichen Risiken ausgesetzt. Bei den demografischen Risiken handelt es sich insbesondere um das Langlebigkeitsrisiko der Rentenempfänger. Ökonomische Risiken beinhalten in diesem Sinne hauptsächlich unvorhersehbare Entwicklungen an den Kapitalmärkten und die damit verbundenen Wechselwirkungen auf das Planvermögen und die Pensionsverpflichtungen. Rechtliche Risiken können z. B. aus Beschränkungen bei der Vermögensanlage und Mindestdotierungsvorschriften resultieren. Um diese Risiken deutlich zu minimieren, ist 2004 eine konzernweite Pensionsleitlinie eingeführt worden. Demnach sind neue Pensionspläne grundsätzlich nur als beitragsorientierte Pläne zu konzipieren, sodass die Belastungen aus Versorgungszusagen jederzeit tragbar, kalkulierbar und transparent sind und für das Unternehmen keine unbeeinflussbaren Risiken entstehen. Zudem ist der Bertelsmann-Konzern bestrebt, insbesondere bestehende endgehaltsabhängige Pensionsverträge in trendunabhängige Bausteinsysteme und Kapitalzusagen zu überführen. Aufgrund dieser Maßnahmen entfallen die Verpflichtungen nahezu vollständig auf geschlossene Pläne.

Für den Bertelsmann-Konzern liegen Mindestdotierungsverpflichtungen bei den Plänen in den USA und Großbritannien vor. Der Pensionsplan in den USA unterliegt den Mindestfinanzierungsvereinbarungen gemäß dem „Employee Retirement Income Security Act of 1974“ (ERISA). Hierbei wird generell ein ausfinanzierter Pensionsplan angestrebt, sodass sich die jährlichen Beiträge zum Planvermögen – wie bei einem beitragsorientierten Plan – lediglich auf die in dem Jahr erdienten Pensionsansprüche der versicherten Arbeitnehmer beschränken. Liegt keine vollständige Deckung der Pensionsverpflichtungen durch Planvermögen vor, ist über diesen Beitrag hinaus ein weiterer Betrag dem Planvermögen zuzuführen, dessen Höhe eine Ausfinanzierung in einem Zeitraum von sieben Jahren gewährleistet. Die Pläne in Großbritannien unterliegen dem „Pensions Act 2004“, der bei jährlicher Überwachung vorsieht, in einem Dreijahresturnus die Ausfinanzierung des Pensionsplanes versicherungsmathematisch zu überprüfen und gegebenenfalls aufgetretene Defizite durch weiteres Zuführen von Planvermögen zu eliminieren. Über die in den USA und Großbritannien beschriebenen Mindestdotierungsvorschriften hinaus bestehen keine weiteren wesentlichen regulatorischen Bestimmungen.

Darüber hinaus war ein Konzernunternehmen bis zum 31. Dezember 2014 an einem Pensionsplan beteiligt, der gemeinschaftlich mit nicht verbundenen Unternehmen unterhalten wird (Multi-Employer Plan). Da die für eine Bilanzierung als leistungsorientierter Plan erforderlichen Informationen weder zeitgerecht noch in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen, wurde dieser Versorgungsplan im Konzernabschluss entsprechend den Vorschriften für beitragsorientierte Pläne berücksichtigt. Im Geschäftsjahr 2015 ist der rückwirkende Austritt aus diesem gemeinschaftlichen Plan zum 1. Januar 2015 erklärt worden. Dabei soll die Verpflichtung durch eine Einmalzahlung abgelöst werden, für die bereits 2014 eine Rückstellung in Höhe von 16 Mio. € gebildet wurde. Im Frühjahr 2017 sollen weitere Verhandlungen zur Einigung der Austrittsmodalitäten beginnen. Nach derzeitiger Einschätzung entspricht der Betrag für das Settlement der 2014 gebildeten Rückstellung.

Die zu bildenden Rückstellungen werden nach IAS 19 ermittelt, ihre Bewertung erfolgt auf Basis von versicherungsmathematischen Gutachten. Die Höhe der Rückstellungen hängt von der Dienstzeit im Unternehmen sowie von den versorgungsrelevanten Bezügen ab. Die Berechnung der Rückstellungen erfolgt auf Basis des sogenannten Anwartschaftsbarwertverfahrens, das jedem Dienstjahr den entsprechenden erdienten Leistungsanspruch zuordnet und dadurch im Vergleich zum Teilwertverfahren steigenden Dienstzeitaufwand unterstellt. Für die Ermittlung des Barwerts der Pensionsverpflichtung ist dabei der zugrunde gelegte Rechnungszins von wesentlicher Bedeutung. Dieser basiert im Bertelsmann-Konzern auf dem „Mercer Yield Curve Approach“. Hierbei wird jeweils für die Eurozone, Großbritannien und die USA eine „Spot Rate Yield Curve“ auf Basis von hochwertigen Unternehmensanleihen erstellt. Um den Zeitwert des Geldes gemäß IAS 19.84 angemessen darzustellen, bleiben dabei in der Basis sowohl statistische Ausreißer, die in ihrer Risikoeinstufung deutlich höher oder niedriger liegen, als auch Anleihen, die zinsverzerrende Optionen besitzen, unberücksichtigt. Für die biometrischen Grundlagen werden in Deutschland wie im Vorjahr die Richttafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus Heubeck zugrunde gelegt.

Weitere signifikante versicherungsmathematische Annahmen werden wie folgt unterstellt:

Versicherungsmathematische Annahmen  

31.12.201631.12.2015
DeutschlandAuslandDeutschlandAusland
Abzinsungssatz1,72 %2,80 %2,58 %3,63 %
Gehaltstrend2,25 %3,08 %2,25 %3,26 %
Rententrend1,56 %1,70 %1,74 %1,70 %

Eine Erhöhung oder Verminderung der oben genannten Annahmen im Vergleich zu den tatsächlich verwendeten Annahmen hätte folgende Auswirkungen auf den Anwartschaftsbarwert zum 31.12.2016 gehabt:

Auswirkungen der versicherungsmathematischen Annahmen  

in Mio. €ErhöhungVerminderung
Effekt der Veränderung des Abzinsungssatzes um 0,5 Prozentpunkte-347398
Effekt der Veränderung des Gehaltstrends um 0,5 Prozentpunkte47-41
Effekt der Veränderung des Rententrends um 0,5 Prozentpunkte170-152
Effekt der Veränderung der durchschnittlichen Lebenserwartung um 1 Jahr167-166

Um die Sensitivität der Langlebigkeit zu bestimmen, wurden die Sterblichkeitsraten für alle Begünstigten gleichmäßig so reduziert bzw. erhöht, dass sich die Lebenserwartung einer Person in einem landestypischen Rentenzugangsalter um ein Jahr erhöht oder vermindert.

Der Anwartschaftsbarwert und das Planvermögen haben sich wie folgt entwickelt:

Entwicklung der leistungsorientierten Pläne  

 Leistungsorientierte
Verpflichtungen
(I)
Beizulegender Zeitwert des
Planvermögens
(II)
Nettobilanzansatz aus
leistungsorientierten Plänen
(I)–(II)
in Mio. €201620152016201520162015
Stand 1.1.3.9604.2192.3651.6241.5952.595
Laufender Dienstzeitaufwand64786478
Zinsaufwand1079710797
Zinsertrag6744-67-44
Nachzuverrechnender Dienstzeitaufwand2121
Gewinne (-) bzw. Verluste (+) aus Abgeltungen
In der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung erfasste Aufwendungen und Erträge für leistungsorientierte Pläne1731766744106132
Ertrag/Aufwand aus Planvermögen ohne bereits in den Nettozinsaufwendungen erfasste Beträge115-7-1157
Versicherungsmathematische Gewinne (-) und Verluste (+)
– aus der Änderung finanzieller Annahmen510-316510-316
– aus der Änderung demografischer Annahmen-17-12-17-12
– erfahrungsbedingte Berichtigungen-30-29-30-29
Auswirkungen der Vermögenswertbegrenzung
In der Konzern-Gesamtergebnisrechnung erfasste Neubewertungen von leistungsorientierten Plänen463-357115-7348-350
Beiträge des Arbeitgebers33689-33-689
Beiträge der Arbeitnehmer zum Planvermögen4545
Pensionszahlungen-141-137-27-25-114-112
Zahlungswirksame Effekte aus Abgeltungen-55
Veränderung Konsolidierungskreis-13-2-2-13
Währungseffekte-6658-6945313
Sonstige Veränderungen-11-2-9-3-21
Sonstige Überleitungspositionen-227-78-68704-159-782
Stand 31.12.4.3693.9602.4792.3651.8901.595
 
davon
Deutschland3.4073.0521.7651.6851.6421.367
Großbritannien54349352650117-8
USA2112161371237493
Übriges Europa1791763945140131
Sonstige Länder292312111712

Von den Beiträgen zum Planvermögen entfallen 3 Mio. € (Vj.: 653 Mio. €) auf Deutschland. Im nächsten Geschäftsjahr werden sich die Arbeitgeberbeiträge zum Planvermögen voraussichtlich auf 24 Mio. € belaufen.

Im Inland bestehen Erstattungsansprüche für leistungsorientierte Verpflichtungen in Höhe von 22 Mio. € (Vj.: 21 Mio. €), die im Wesentlichen Rückdeckungsversicherungen betreffen, die nicht an die Versorgungsberechtigten verpfändet sind. Erstattungsansprüche werden in der Bilanzposition „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Forderungen“ ausgewiesen.

Der Aufwand aus leistungsorientierten Plänen setzt sich folgendermaßen zusammen:

Aufwand aus leistungsorientierten Plänen  

in Mio. €20162015
Laufender Dienstzeitaufwand6478
Nachzuverrechnender Dienstzeitaufwand und Auswirkungen von Abgeltungen21
Nettozinsaufwand4053
Nettopensionsaufwand106132

Die Portfoliostruktur des Planvermögens stellt sich wie folgt dar:

Portfoliostruktur des Planvermögens  

in Mio. €31.12.201631.12.2015
Eigenkapitalinstrumente1)675653
Schuldinstrumente1)1.5821.310
Sonstige Wertpapierfonds6867
Qualifizierte Versicherungspolicen129125
Liquide Mittel12198
Immobilien56
Derivative74
Sonstiges12
Beizulegender Zeitwert des Planvermögens2.4792.365

Das Planvermögen im Bertelsmann-Konzern dient ausschließlich der Erfüllung der Leistungsverpflichtungen. Um eine Risikokonzentration zu vermeiden, wird das Planvermögen in verschiedene Anlageklassen investiert. Das größte Planvermögen wird durch den Bertelsmann Pension Trust e. V. treuhänderisch im Rahmen eines Contractual Trust Arrangement (CTA) für Pensionszusagen der Bertelsmann SE & Co. KGaA und einige der deutschen Tochterunternehmen verwaltet. Für das CTA besteht keine Dotierungsverpflichtung. In der Berichtsperiode erfolgte keine Einzahlung in das Planvermögen. Die Anlage des Treuhandvermögens erfolgt entsprechend der Anlagerichtlinie des Treugebers als langfristig orientierter Total-Return-Ansatz. Diesem liegt die Zielsetzung zugrunde, mittels strategischer Asset-Allokation einen langfristig angemessenen Ertrag unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen und/oder Krisen zu erwirtschaften. Verantwortet wird die Kapitalanlage durch den Vorstand des Pension Trust, der den Treugeber regelmäßig über den Status und die Entwicklung des Pensionsvermögens unterrichtet.

Die gewichtete durchschnittliche Duration der Pensionsverpflichtungen beläuft sich zum 31. Dezember 2016 auf 17 Jahre (Vj.: 17 Jahre). Das Fälligkeitsprofil der erwarteten undiskontierten Pensionszahlungen ist der folgenden Tabelle zu entnehmen:

Fälligkeitsprofil der Pensionszahlungen  

in Mio. €2016
Zahlungen fällig in
Unter einem Jahr146
1 bis unter 2 Jahren148
2 bis unter 3 Jahren153
3 bis unter 4 Jahren159
4 bis unter 5 Jahren165
5 bis unter 10 Jahren867

Die pensionsähnlichen Verpflichtungen betreffen Rückstellungen für Dienstjubiläen, noch nicht abgeführte Beträge zu beitragsorientierten Plänen und Abfertigungen. Abfertigungen werden beim Ausscheiden des Mitarbeiters aus dem Unternehmen gezahlt und beruhen auf gesetzlichen Verpflichtungen, vorwiegend in Italien und Österreich. Rückstellungen für Jubiläumszahlungen und Abfertigungen werden analog zu den Verpflichtungen aus leistungsorientierten Plänen ermittelt, allerdings werden versicherungsmathematische Gewinne und Verluste ergebniswirksam erfasst. Arbeitnehmer in Deutschland, die das 55. Lebensjahr vollendet haben und in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehen, können ihr Arbeitsverhältnis in ein Altersteilzeitarbeitsverhältnis umwandeln. Das Altersteilzeitarbeitsverhältnis dauert zwischen zwei und fünf Jahren.

Die Aufteilungen der pensionsähnlichen Verpflichtungen können der folgenden Tabelle entnommen werden:

Aufteilungen der pensionsähnlichen Verpflichtungen  

in Mio. €31.12.201631.12.2015
Rückstellungen für Altersteilzeit3035
Rückstellungen für Abfertigungen3435
Jubiläumsrückstellungen2828
Sonstige54
Pensionsähnliche Verpflichtungen97102