Risiko- und Chancenbericht

Risikomanagementsystem

Das Risikomanagementsystem (RMS) von Bertelsmann dient der Früherkennung, Beurteilung und Steuerung interner und externer Risiken. Das Interne Kontrollsystem (IKS) als integraler Bestandteil des RMS überwacht die Wirksamkeit der implementierten Gegenmaßnahmen. Ziel des RMS ist es, materielle Risiken für den Konzern rechtzeitig zu identifizieren, um Gegenmaßnahmen ergreifen und Kontrollen durchführen zu können. Risiken sind mögliche künftige Entwicklungen oder Ereignisse, die zu einer für Bertelsmann negativen Prognose- bzw. Zielabweichung führen können. Darüber hinaus können sich Risiken negativ auf die Erreichung der strategischen, operativen sowie berichterstattungs- und Compliance-relevanten Ziele des Konzerns sowie auf dessen Reputation auswirken.

Der Prozess des Risikomanagements erfolgt in Anlehnung an die international anerkannten Rahmenwerke des Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO Enterprise Risk Management – Integrated Framework bzw. Internal Control – Integrated Framework) und ist in die Teilschritte Identifikation, Bewertung, Steuerung, Kontrolle, Kommunikation und Überwachung gegliedert. Schwerpunkt der Risikoidentifizierung ist die Risikoinventur, die jährlich die wesentlichen Risiken der Unternehmenstätigkeit vom Profit Center aufwärts ermittelt. Diese werden stufenweise auf Unternehmensbereichs- und Konzernebene zusammengefasst. So ist sichergestellt, dass Risiken am Ort ihrer Wirksamkeit erfasst werden. Zusätzlich erfolgen halbjährlich eine konzernweite Nacherhebung der wesentlichen Risiken sowie quartalsweise eine Berichterstattung mit Negativmeldungen. Durch die Ad-hoc-Berichterstattungspflicht werden unterjährige wesentliche Veränderungen in der Risikoeinschätzung dem Vorstand zur Kenntnis gebracht. Den Risiken werden Steuerungs- und Kontrollmaßnahmen gegenübergestellt. Auf diese Weise wird das sogenannte Nettorisiko ermittelt. Der Zeithorizont für die Einschätzung von Risiken beträgt sowohl ein Jahr als auch drei Jahre, um Steuerungsmaßnahmen frühzeitig einleiten zu können. Ausgangspunkt für die Ermittlung der wesentlichen Konzernrisiken ist analog der mittelfristigen Unternehmensplanung der Dreijahreszeitraum. Dabei ergibt sich die Bewertung eines Risikos als Produkt aus geschätzter negativer Auswirkung auf den Free Cash Flow des Konzerns bei Eintritt des Risikos und geschätzter Eintrittswahrscheinlichkeit. Die Risikoüberwachung durch das Management erfolgt fortlaufend. Das RMS sowie das IKS als Teil des RMS werden kontinuierlich weiterentwickelt und sind in die laufende Berichterstattung an Vorstand und Aufsichtsrat von Bertelsmann eingebunden. Um die Erfüllung gesetzlicher und interner Anforderungen sicherzustellen, finden in regelmäßigen Abständen Sitzungen der Corporate und Divisional Risk Management Committees statt.

Der Abschlussprüfer prüft das Risikofrüherkennungssystem gemäß § 91 Abs. 2 AktG auf seine Eignung, Entwicklungen, die den Fortbestand der Bertelsmann SE & Co. KGaA gefährden könnten, frühzeitig zu erkennen, und berichtet die Ergebnisse an den Aufsichtsrat. Die Konzernrevision führt fortlaufend Prüfungen der Angemessenheit und der Funktionsfähigkeit des RMS in allen Unternehmensbereichen außer der RTL Group durch. Das RMS der RTL Group wird durch die eigene interne Revision sowie den externen Wirtschaftsprüfer beurteilt. Aufgedeckte Mängel werden zeitnah durch geeignete Maßnahmen beseitigt. Der Bertelsmann-Vorstand hat Umfang und Ausrichtung des RMS anhand der unternehmensspezifischen Gegebenheiten ausgestaltet. Dennoch kann selbst ein angemessen eingerichtetes und funktionsfähiges RMS keine absolute Sicherheit für die Identifikation und Steuerung von Risiken gewährleisten.

Rechnungslegungsbezogenes Risikomanagementsystem und Internes Kontrollsystem

Die Ziele des rechnungslegungsbezogenen RMS und des IKS sind zum einen die Ordnungsmäßigkeit und Verlässlichkeit der externen und internen Rechnungslegung gemäß der geltenden Gesetzeslage sowie eine zeitnahe Bereitstellung von Informationen. Zum anderen soll die Berichterstattung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von Bertelsmann vermitteln. Die nachstehenden Aussagen gelten für den Konzernabschluss (einschließlich Konzernanhangs und zusammengefassten Lageberichts) inklusive der Zwischenberichterstattungen wie auch für das interne Management Reporting.

Das IKS für den Rechnungslegungsprozess besteht aus folgenden Teilbereichen: Die konzerninternen Regeln zur Abschlusserstellung und Bilanzierung (z. B. IFRS-Handbuch, Richtlinien, Rundschreiben) werden allen eingebundenen Mitarbeitern zeitnah zur Verfügung gestellt. Die Erstellung des Konzernabschlusses erfolgt in einem konzernweit einheitlichen Berichterstattungssystem. Durch umfangreiche automatische Systemkontrollen wird die Datenkonsistenz der Abschlüsse sichergestellt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Systems erfolgt durch einen dokumentierten Änderungsprozess. Systemseitige Abstimmprozesse von konzerninternen Geschäftsvorfällen dienen zur Vorbereitung der entsprechenden Konsolidierungsschritte. Sachverhalte, die zu wesentlichen Fehlaussagen im Konzernabschluss führen können, werden jeweils zentral von Mitarbeitern der Bertelsmann SE & Co. KGaA sowie der RTL Group (für den vorkonsolidierten Teilkonzern) überwacht sowie gegebenenfalls unter Hinzunahme externer Experten verifiziert. Zentrale Ansprechpartner der Bertelsmann SE & Co. KGaA sowie der Unternehmensbereiche stehen zudem in kontinuierlichem Kontakt mit den Tochterfirmen vor Ort, um die IFRS-konforme Bilanzierung sowie die Einhaltung von Berichtsfristen und -pflichten sicherzustellen.

Abgerundet werden diese präventiven Maßnahmen durch Kontrollen in Form von Analysen durch das Konzernrechnungswesen der Bertelsmann SE & Co. KGaA sowie der RTL Group (für den vorkonsolidierten Teilkonzern). Diese Analysen dienen der Aufdeckung verbliebener Inkonsistenzen. In das interne Management Reporting sind zudem die Controlling-Abteilungen der Unternehmensbereiche und des Konzerns eingebunden. Im Rahmen der quartalsweisen Segmentabstimmung erfolgt eine Abstimmung des internen und externen Berichtswesens. Durch die Einführung eines weltweit verbindlichen Kontrollrahmens für die dezentralen Rechnungslegungsprozesse soll zudem ein standardisierter Aufbau des IKS auf Ebene der lokalen Buchhaltungen aller vollkonsolidierten Konzerngesellschaften erreicht werden. Feststellungen der externen Prüfer sowie der Konzernrevision und der internen Revision der RTL Group in Bezug auf die Bilanzierung werden zeitnah mit den betroffenen Unternehmen besprochen und Lösungswege werden erarbeitet. Im Rahmen eines Self Assessment erfolgt jährlich eine Bestandsaufnahme der Qualität des IKS in den wesentlichen Konzerngesellschaften. Die Ergebnisse werden auf Ebene der Unternehmensbereiche diskutiert. Gleichwohl gilt grundsätzlich auch für jedes IKS, analog zum RMS, dass es keine absolute Sicherheit liefern kann, wesentliche Fehlaussagen in der Rechnungslegung zu vermeiden oder aufzudecken.

Die Konzernrevision sowie die interne Revision der RTL Group beurteilen die rechnungslegungsrelevanten Prozesse im Rahmen ihrer Prüfungstätigkeit. Darüber hinaus berichtet der Konzernabschlussprüfer im Rahmen seiner Abschlussprüfung dem Prüfungs- und Finanzausschuss des Aufsichtsrats der Bertelsmann SE & Co. KGaA über im Rahmen der Prüfung gegebenenfalls erkannte wesentliche Schwächen des rechnungslegungsbezogenen IKS und die Feststellungen zum Risikofrüherkennungssystem.

Wesentliche Konzernrisiken

Bertelsmann ist einer Reihe von Risiken ausgesetzt. Die für Bertelsmann wesentlichen Risiken, die im Rahmen der Risikoberichterstattung identifiziert wurden, sind in der nachfolgenden Tabelle ihrem Rang nach aufgelistet. Entsprechend der Höhe des möglichen Mittelabflusses werden die Risiken im Sinne der Risikotragfähigkeit als gering, moderat, signifikant, erheblich oder bestandsgefährdend klassifiziert. Im Rahmen der abgelaufenen Risikoinventur wurden keine Risiken, die als erheblich oder bestandsgefährdend einzustufen wären, identifiziert.

Übersicht wesentlicher Konzernrisiken  

Risikoklassifizierung
RangRisikoartGeringModeratSignifikantErheblichBestands-
gefähr­dend
1Kundenrisiken    
2Preis- und Margenrisiken    
3Änderungen im Marktumfeld    
4Zuschauer- und Marktanteil    
5Lieferantenrisiken    
6Konjunkturelle Entwicklungen    
7Mitarbeiterbezogene Risiken    
8Rechtliche und regulatorische Risiken    
9Finanzmarktrisiken    
10Technologischer Wandel    

Aufgrund der Heterogenität der Konzerngeschäfte und der damit verbundenen unterschiedlichen Risiken, denen die einzelnen Unternehmensbereiche ausgesetzt sind, werden im Folgenden die identifizierten wesentlichen strategischen und operativen Konzernrisiken nach Bereichen untergliedert beschrieben. Als übergeordnete Risiken wurden Risiken aus Akquisitionen sowie Risiken der Informationssicherheit identifiziert und separat beschrieben. Im Anschluss erfolgt eine Erläuterung der rechtlichen und regulatorischen Risiken sowie der Finanzmarktrisiken. Diese Risiken werden über die Konzernfunktionen im Wesentlichen zentral gesteuert.

Strategische und operative Risiken

Die Weltwirtschaft entwickelte sich im Jahr 2016 auf dem verhaltenen Wachstumsniveau des Vorjahres. Im Jahr 2017 soll die globale Konjunktur etwas mehr Dynamik aufweisen. Angesichts der anhaltenden Unsicherheit an den Märkten bleibt die Geschäftsentwicklung von Bertelsmann mit Risiken behaftet. Unter Annahme einer anhaltenden Normalisierung der gesamtwirtschaftlichen Lage rechnet Bertelsmann für das Jahr 2017 mit einem positiven Geschäftsverlauf. Kurz- und mittelfristig stellen neben Kundenrisiken Preis- und Margenrisiken, Änderungen im Marktumfeld, der Verlust an Zuschauer- und Marktanteilen, Risiken aus Lieferantenbeziehungen sowie Risiken aus der konjunkturellen Entwicklung signifikante Konzernrisiken dar. Deren Entwicklung kann wesentlich beeinflusst werden durch ein verändertes Kundenverhalten infolge der fortschreitenden Digitalisierung, durch die Entwicklung und Einführung von Produkten und Dienstleistungen durch neue oder bestehende Wettbewerber, durch Forderungsausfälle sowie Ausfälle und Beeinträchtigungen entlang der Produktionsstufen der einzelnen Unternehmensbereiche, z. B. im Bereich IT. Mitarbeiterbezogene Risiken sowie rechtliche und regulatorische Risiken stellen für Bertelsmann moderate Risiken dar, während Finanzmarktrisiken und Risiken aus dem zukünftigen technologischen Wandel im betrachteten Dreijahreszeitraum als gering klassifiziert werden.

Die weiter fortschreitende Digitalisierung führt zu einer zunehmenden Fragmentierung der Märkte der RTL Group, da die Zuschauer immer mehr Auswahl haben (u. a. durch Onlineplattformen) und gleichzeitig die Markteintrittsbarrieren sinken. Mögliche Risiken für die RTL Group sind rückläufige Zuschauer- und Werbemarktanteile ihrer werbefinanzierten Sender und damit letztlich sinkende Umsatzerlöse. Um diesen Risiken zu begegnen, erfolgt eine kontinuierliche Überarbeitung und Weiterentwicklung der Sender- und Programmstrategie, unter anderem durch den Aufbau aufeinander abgestimmter Senderfamilien sowie eine kontinuierliche Anpassung an internationale Programmtrends. Mit Hilfe verschiedener Investitionen in den rasch wachsenden Onlinevideo-Werbemarkt wirkt die RTL Group den Risiken aus der Digitalisierung entgegen und gestaltet diesen Trend aktiv mit. Ein zunehmender Wettbewerb im Bereich der Programmakquisition und TV-Produktion sowie die zunehmende Abhängigkeit von einzelnen Produktionsfirmen, verbunden mit dem Risiko potenzieller Kostensteigerungen, könnten die Ertragskraft der RTL Group ebenfalls beeinträchtigen. Durch die Ausweitung der Eigenproduktionen am Programmanteil sowie den Abschluss langfristiger Verträge mit wichtigen Inhaltelieferanten wird dieses Risiko gemindert. Ferner hat die konjunkturelle Entwicklung einen unmittelbaren Einfluss auf die TV-Werbemärkte und damit auf die Erlöse der RTL Group. Diesem Risiko wird mit der Erschließung werbeunabhängiger Einnahmequellen, z. B. durch Distributionsumsätze von Plattformbetreibern, begegnet. Zur Verringerung des Risikos von Kundenverlusten wird ein aktives Kundenmanagement betrieben.

Ein Risiko für Penguin Random House stellen sinkende E-Book-Umsätze dar, insbesondere ausgelöst durch sinkende Verkaufspreise und Änderungen der Verkaufskonditionen für E-Books. Ein weiteres Risiko sind rückläufige Umsätze mit physischen Büchern, bedingt durch sinkende Verkaufszahlen und steigenden Margendruck im stationären Buchhandel. Penguin Random House begegnet diesen Risiken mit einer differenzierten Preisgestaltung, der Steigerung der Onlineumsätze mit physischen Büchern sowie der fortlaufenden Prüfung alternativer Vermarktungsmöglichkeiten. Ein Forderungsausfallrisiko wird durch ein Debitorenmanagement und teilweise durch Kreditversicherungen begrenzt. Darüber hinaus sieht sich Penguin Random House dem Risiko von Kostensteigerungen ausgesetzt. Weiterhin bestehen Risiken aus einer allgemeinen konjunkturellen Unsicherheit, die zu geringeren Verkäufen führen könnte. Das Management begegnet diesen Risiken durch ein aktives Lieferantenmanagement sowie flexible Kostenstrukturen, die eine schnelle Reaktion auf konjunkturelle Schwächephasen ermöglichen.

Für Gruner + Jahr stellen, neben der Gefahr einer Eintrübung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds und infolgedessen sinkender Anzeigen- und Vertriebserlöse, lieferantenbezogene Risiken wesentliche Herausforderungen dar. Ein sich änderndes Marktumfeld mit Preisdruck und Umsatzverlusten als Folge einer weiteren Konzentration im Agenturmarkt und aggressiverer Anzeigenkonditionen kann zu sinkenden Margen führen. Weiterhin besteht die Gefahr des Verlustes von Schlüsselkunden, da z. B. Anzeigenkunden verstärkt auf andere, vor allem digitale Medien ausweichen könnten. Begegnet wird den Risiken durch ein aktives Kosten- und Kundenmanagement, die Entwicklung neuer, insbesondere digitaler Angebotsformen sowie Produkt-, Preis- und Qualitätsverbesserungen. Mit Verbandsarbeit wird auf die auf EU-Ebene diskutierten Werbeeinschränkungen (z. B. für Automobilwerbung), die zu sinkenden Anzeigenerlösen führen können, reagiert.

BMG betreffende Risiken umfassen primär die Geschäftsstruktur (u. a. Kunden- und Lieferantenbeziehungen), das Unternehmenswachstum (u. a. Akquisitionen und Integrationen) und die profitable Skalierbarkeit des Unternehmens (u. a. technische Plattform und Organisation). Marktseitige Risiken werden durch hohe Umsatzdiversifikation (Klienten/Kataloge, Segmente, Regionen) und vertragliche Schutzklauseln (Absicherung der Einspielung von Vorauszahlungen) adressiert.

Arvato sieht sich insbesondere Risiken aus Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie Risiken aus einem sich verändernden Marktumfeld ausgesetzt. Dem Verlust von Großkunden wird durch Vertragsgestaltungen mit umfangreichen Leistungsbündeln bei gleichzeitig flexiblen Kostenstrukturen entgegengetreten. Lieferantenseitig stellt die Qualität bezogener Güter und Dienstleistungen ein wesentliches Risiko dar. Gleiches gilt für Beschaffungs- und Lohnkosten, sofern diese nicht an den Kunden weitergegeben werden können. Gegenmaßnahmen sind der Abschluss von Langzeitrahmenverträgen, ein aktiver Austausch mit bestehenden Lieferanten sowie die Beobachtung des Lieferantenmarktes. Der Markteintritt neuer Wettbewerber könnte den Wettbewerbsdruck erhöhen und zu geringeren Margen führen. Eine Fortentwicklung des Leistungsportfolios soll die Wettbewerbsposition verbessern und die Kundenbindung durch integrierte Lösungen erhöhen. Eine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds könnte zu sinkenden Umsatzerlösen und damit zu geringeren Deckungsbeiträgen führen, was Kostensenkungsmaßnahmen und Kapazitätsanpassungen erfordern würde. Risikomindernd wirkt die breite Diversifikation über Kunden, Branchen und Regionen hinweg. Durch Digitalisierung bestehen zusätzliche Risiken bei einzelnen Kundensegmenten von Arvato, insbesondere im Bereich der Distribution von physischen Produkten. Diesen Risiken wird unter anderem durch die Entwicklung von digitalen Dienstleistungen begegnet. Weiterhin erfolgt der gezielte Rückbau von Geschäftsfeldern ohne strategische oder wirtschaftliche Perspektive.

Für die Bertelsmann Printing Group stellen Kundenrisiken das bedeutendste Risiko dar. Ein Key Account Management, die flexible Gestaltung von Kundenverträgen sowie der Abschluss von Kreditversicherungen und ein aktives Debitorenmanagement sollen das Risiko minimieren. Ferner kann auch die Verschlechterung des konjunkturellen Umfelds zu Auflagenrückgängen, verbunden mit negativen Ergebniseffekten, führen. Preis- und Margendruck resultieren zudem aus einem Marktumfeld, das von Überkapazitäten sowie bestehenden Konsolidierungstendenzen gekennzeichnet ist. Steigende Rohstoffpreise – insbesondere für Papier –, die nicht an Kunden weitergereicht werden können, sowie die Qualität der bezogenen Rohstoffe stellen weitere Risiken auf Lieferantenseite dar. Eine zunehmende Verbreitung digitaler Medien forciert ebenfalls den Auflagenrückgang. Risikominimierungsstrategien beruhen insbesondere auf einer ständigen Optimierung und Flexibilisierung der Kostenstrukturen, der Vereinbarung von Preisgleitklauseln, der Entwicklung neuer Produkte sowie einer permanenten Marktbeobachtung.

Für die Bertelsmann Education Group kann der wachsende Wettbewerb mit anderen Onlineanbietern, insbesondere im US-Gesundheitswesen, zu einem steigenden Preis- und Margendruck führen und sich auf die geplanten Wachstumsziele auswirken. Diesen Risiken wird insbesondere durch strategische Partnerschaften sowie Marketingmaßnahmen entgegengetreten.

Die wesentlichen Risiken bei Bertelsmann Investments bestehen in fallenden Portfoliobewertungen oder ausbleibenden Exit-Opportunitäten. Durch Investitionsprozesse und die fortlaufende Überwachung wird diesen Risiken Rechnung getragen.

Eine zunehmend schnellere Veränderung der Märkte und damit auch in den Geschäftsbereichen von Bertelsmann verlangt Mitarbeitern in Zukunft mehr Anpassungsbereitschaft und -fähigkeit ab. Weiterhin bestehen demografische Risiken, die durch Verschiebungen in der Altersstruktur Auswirkungen auf Gewinnung, Entwicklung und Bindung von Talenten haben. Als Gegenmaßnahmen werden Mitarbeitern individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten, umfangreiche Gesundheitsprogramme, eine wettbewerbsfähige Vergütung und flexible Arbeitszeitmodelle angeboten. Zudem verstärkt Bertelsmann die Rekrutierungsmaßnahmen und erleichtert interne Wechsel durch die Harmonisierung von Prozessen und Strukturen.

Risiken aus Akquisitionen

Die Konzernstrategie beinhaltet neben organischem Wachstum Akquisitionen von Geschäften. Das Risiko möglicher Fehlentscheidungen bei der Auswahl von Investitionsobjekten und der Allokation von Investitionsmitteln wird durch strikte Investitionskriterien und -prozesse begrenzt. Die Akquisitionen bergen sowohl Chancen als auch Risiken. So erfordert die Integration in den Konzern Einmalaufwendungen, denen in der Regel langfristig Vorteile durch Synergieeffekte gegenüberstehen. Risiken bestehen darin, dass die Integrationskosten höher als erwartet ausfallen oder die Synergien nicht in dem Maße eintreten wie prognostiziert. Die Integrationsprozesse werden daher durch das Management permanent überwacht.

Risiken der Informationssicherheit

Für ein globales Medienunternehmen wie Bertelsmann ist die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Informationstechnologie von zentraler Bedeutung und stellt oft einen wettbewerbsdifferenzierenden Faktor dar. Die Fähigkeit, Informationen zeitgerecht, vollständig, fehlerfrei und vertraulich zur Verfügung zu stellen und störungsfrei zu verarbeiten, ist für Bertelsmann erfolgskritisch. Herausforderungen ergeben sich einerseits aus vielfach noch nicht standardisierten internen Prozessen und vergleichsweise fragmentierten IT-Systemlandschaften sowie aus externen Gefährdungspotenzialen wie Cyberangriffe, die im Markt- und Wettbewerbsumfeld weiterhin stark zunehmen. Bertelsmann begegnet den verschärften Rahmenbedingungen mit dem 2014 konzernweit eingeführten Information Security Management System (ISMS, basierend auf dem Industriestandard ISO 27001). Das ISMS beinhaltet eine regelmäßige und strukturierte Erhebung der Einhaltung der Vorgaben sowie eine systematische Erfassung von Risiken der Informationssicherheit und die Ableitung zugehöriger Mitigationsmaßnahmen.

Rechtliche und regulatorische Risiken

Bertelsmann ist als weltweit tätiger Konzern einer Vielzahl rechtlicher und regulatorischer Risiken ausgesetzt, die beispielsweise Rechtsstreitigkeiten oder unterschiedliche Auslegungen steuerlicher Sachverhalte betreffen können. Bertelsmann betreibt in mehreren europäischen Ländern Fernseh- und Radioaktivitäten, die regulatorischen Bestimmungen unterworfen sind, in Deutschland beispielsweise durch die medienrechtliche Aufsicht der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich. Unternehmen des Bertelsmann-Konzerns nehmen in vielen Geschäftsfeldern führende Marktpositionen ein, sodass akquisitorisches Wachstum aus wettbewerbsrechtlichen Gründen begrenzt sein kann. Darüber hinaus unterliegen die Bildungsaktivitäten regulatorischen Bestimmungen von staatlichen Behörden und Akkreditierungsstellen. Diese Risiken werden durch die entsprechenden Fachbereiche des Konzerns laufend überwacht.

Als Reaktion auf das Verfahren des Bundeskartellamts im Jahr 2007 wegen der von IP Deutschland und Seven One Media („SOM“) angebotenen Rabattmodelle („Share Deals“) erhob RTL II im November 2008 Klage gegen IP Deutschland, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der RTL Group, und SOM. Die Klage von RTL II beschränkt sich derzeit auf den Zugang zu Informationen, mit deren Hilfe die Kläger beweisen wollen, dass ihnen durch besagte Rabattmodelle ein Schaden entstanden sei. Das erstinstanzliche Gericht in Düsseldorf hat entschieden, ein Sachverständigengutachten in Auftrag zu geben. Ähnliche Klagen anderer, kleinerer Fernsehsender bei verschiedenen Gerichten waren erfolglos oder wurden zurückgezogen.

Im Juni 2016 wurde Fun Radio von seinen Hauptwettbewerbern vorgeworfen, eine Befragung zur Ermittlung der Zuhörermarktanteile durch das hierfür zuständige Institut „Médiamétrie“ zu seinen Gunsten beeinflusst zu haben. Ein Moderator der Morning Show soll die Zuhörer dazu aufgerufen haben, in dieser Befragung für Fun Radio abzustimmen. Als Reaktion auf diese Anschuldigungen hat ein von Médiamétrie einberufener Ausschuss entschieden, dass die für Fun Radio ermittelten Ergebnisse nicht in der im Juli 2016 zu veröffentlichenden Gesamtstudie aufgeführt werden. Aufgrund einer von Fun Radio hiergegen eingereichten Klage wurde Médiamétrie dazu verpflichtet, die Ergebnisse für Fun Radio ab September 2016 wieder zu veröffentlichen. Allerdings hat Médiamétrie entschieden, das für Fun Radio tatsächlich ermittelte Ergebnis mit einem Abschlag zu belegen, um eine mögliche Verzerrung der Ergebnisse zu berücksichtigen. Fun Radio hat daraufhin ein Verfahren angestrengt, in dem die Zuverlässigkeit der Erhebungsmethoden von Médiamétrie in Zweifel gezogen wird. Im Dezember 2016 haben die Hauptwettbewerber eine Schadenersatzklage wegen unlauteren Wettbewerbs erhoben.

Ausländische Investitionen in der Volksrepublik China sind stark reguliert. Vor diesem Hintergrund ist es marktüblich, zur Sicherung der Rechte von Bertelsmann Investitionen über sogenannte VIE-Strukturen zu tätigen. Es besteht das Risiko, dass diese Strukturen in China gerichtlich nicht durchgesetzt werden können, insbesondere wenn die Volksrepublik China ihre Politik gegenüber ausländischen Investitionen ändert oder Gerichte oder Behörden ihre Rechtsprechung bzw. Verwaltungspraxis ändern. Ein Entwurf eines überarbeiteten „PRC Foreign Investment Law“ befindet sich in der politischen Abstimmung. Inwieweit sich hierdurch die chinesische Investitionspolitik ändern wird, ist aktuell nicht absehbar. Der Entwurf sieht ein weitreichendes Verbot der Treuhandstrukturen in regulierten Märkten vor. Eine Regelung zu bestehenden Treuhandstrukturen fehlt aber gänzlich. Im Extremfall ist ein Totalverlust der Investition denkbar. Ein solches Vorgehen ist bislang nur in Ausnahmefällen bekannt geworden. Beobachter rechnen dagegen mit Lösungen, die nur geringfügige Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft haben. Betroffen von diesen Entwicklungen sind BMG, Arvato, Gruner + Jahr sowie Bertelsmann Asia Investments (BAI).

Abgesehen von den oben genannten Sachverhalten sind gegenwärtig keine weiteren für den Konzern wesentlichen rechtlichen und regulatorischen Risiken ersichtlich.

Finanzmarktrisiken

Als international tätiger Konzern ist Bertelsmann einer Reihe von Finanzmarktrisiken ausgesetzt. Hierzu zählen insbesondere Zins- und Währungsrisiken. Diese Risiken werden im Wesentlichen durch die Zentrale Finanzabteilung auf Basis einer durch den Vorstand festgelegten Richtlinie gesteuert. Derivative Finanzinstrumente werden dabei ausschließlich zu Sicherungszwecken eingesetzt. Bertelsmann setzt Währungsderivate vornehmlich zur Sicherung von bilanzierten und zukünftigen Transaktionen ein, die einem Wechselkursrisiko unterliegen. Bei einigen festen Abnahmeverpflichtungen in Fremdwährung erfolgt bei Vertragsabschluss eine Teilsicherung, die fortlaufend erweitert wird. Eine Reihe von Tochtergesellschaften ist außerhalb des Euro-Währungsraums angesiedelt. Die Steuerung der sich hieraus ergebenden Translationsrisiken erfolgt auf Basis des Verhältnisses von Wirtschaftlichen Schulden zu Operating EBITDA (Leverage Factor). Hierbei orientiert sich Bertelsmann langfristig an der für den Konzern definierten Höchstgrenze für den Leverage Factor. Translationsrisiken aus Nettoinvestitionen in ausländische Gesellschaften werden nicht abgesichert. Im Rahmen des Zinsmanagements wird das Cashflow-Risiko aus Zinsänderungen zentral überwacht und gesteuert. Dabei wird ein ausgewogenes Verhältnis verschiedener Zinsbindungen durch die Wahl entsprechender Fristigkeiten bei den originären liquiditätswirksamen Finanzaktiva/-passiva und fortlaufend durch den Einsatz von Zinsderivaten erzielt. Das Liquiditätsrisiko wird laufend auf Basis des erstellten Budgets für das Budgetjahr und die Folgejahre überwacht. Die syndizierte Kreditlinie und eine angemessene Liquiditätsvorsorge bilden einen ausreichenden Risikopuffer für ungeplante Auszahlungen. Kontrahentenrisiken bestehen im Konzern in Höhe der angelegten liquiden Mittel sowie im Ausfall eines Kontrahenten bei Derivategeschäften. Geldgeschäfte und Finanzinstrumente werden grundsätzlich nur mit einem fest definierten Kreis von Banken mit hoher Bonität (Investment Grade) abgeschlossen. Im Rahmen der Richtlinien wurde für Finanzanlagen und Derivate für jeden Kontrahenten ein vom Bertelsmann-Vorstand vorgegebenes Risikolimit vergeben. Die Einhaltung der Limits wird regelmäßig von der Zentralen Finanzabteilung überwacht. Die Richtlinien zur Anlage liquider Mittel werden kontinuierlich überprüft und bei Bedarf erweitert. Die Finanzanlagen sind grundsätzlich kurzfristig ausgerichtet, um das Anlagevolumen im Falle einer veränderten Bonitätseinschätzung reduzieren zu können. Insgesamt werden die Finanzmarktrisiken als gering eingeschätzt.

Gesamtaussage zur Risikolage

Die im Geschäftsjahr 2016 identifizierten Risiken haben keinen bestandsgefährdenden Charakter. Ebenso sind keine Risiken ersichtlich, die den Fortbestand des Konzerns zukünftig gefährden könnten.

Gegenüber dem 31. Dezember 2015 hat sich die Gesamtrisikoposition leicht reduziert. Die größten Konzernrisiken sind im Vergleich zum Vorjahr ihrer Art nach unverändert. Insbesondere Preis- und Margenrisiken, Risiken im Zusammenhang mit Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie ein sich änderndes Marktumfeld und eine volatile konjunkturelle Entwicklung stellen nach wie vor die wesentlichen Herausforderungen dar. Allerdings bestehen aufgrund der Diversifikation des Konzerns weder auf der Beschaffungs- noch auf der Absatzseite Klumpenrisiken aus der Abhängigkeit von einzelnen Geschäftspartnern oder Produkten. Die finanzielle Ausstattung des Konzerns ist stabil, der Bedarf an liquiden Mitteln ist durch vorhandene Liquidität und freie Kreditlinien gedeckt.

Chancenmanagementsystem

Ein effizientes Chancenmanagementsystem ermöglicht Bertelsmann, den unternehmerischen Erfolg langfristig zu sichern und Potenziale optimal auszuschöpfen. Chancen sind mögliche künftige Entwicklungen oder Ereignisse, die zu einer für Bertelsmann positiven Prognose- bzw. Zielabweichung führen können. Das Chancenmanagementsystem ist, wie auch das Risikomanagementsystem, ein integraler Bestandteil der Geschäftsprozesse und Unternehmensentscheidungen. Im Strategie- und Planungsprozess werden die wesentlichen Chancen jährlich vom Profit Center aufwärts ermittelt und anschließend stufenweise auf Divisions- und Konzernebene zusammengefasst. Durch die systematische Erhebung auf mehreren Berichtsebenen können entstehende Chancen frühzeitig erkannt Bertelsmann Geschäftsbericht 2016 35 und genutzt werden. Darüber hinaus wird eine bereichsübergreifende Übersicht über die aktuellen Chancen von Bertelsmann geschaffen. Eine halbjährliche Nacherfassung maßgeblicher Änderungen der Chancen erfolgt auf Ebene der Unternehmensbereiche. Zudem wird das vorwiegend dezentrale Chancenmanagement durch zentrale Stellen im Konzern koordiniert, um Synergien durch zielgerichtete Kooperationen der einzelnen Bereiche zu heben. Der bereichsübergreifende Erfahrungsaustausch wird in regelmäßigen Treffen des GMC weiter gestärkt.

Chancen

Einerseits können den beschriebenen Risiken bei einer positiven Entwicklung entsprechende Chancen gegenüberstehen, und andererseits werden gewisse Risiken eingegangen, um Chancenpotenziale zu nutzen. Aus dieser Verknüpfung mit den wesentlichen Konzernrisiken ergeben sich für Bertelsmann strategische und operative, rechtliche und regulatorische sowie finanzwirtschaftliche Chancen.

Strategische Chancen können vorrangig aus den vier strategischen Stoßrichtungen des Konzerns abgeleitet werden. Die Stärkung der Kerngeschäfte, die digitale Transformation, der Aufbau von Wachstumsplattformen sowie die Expansion in Wachstumsregionen umfassen die wichtigsten langfristigen Wachstumschancen für Bertelsmann (siehe Abschnitt „Strategie“). Insbesondere durch die strategischen Portfolioerweiterungen entstehen teilweise Chancen zur Nutzung von Synergien. Neben der Möglichkeit einer günstigeren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bestehen in den einzelnen Unternehmensbereichen Potenziale zur Effizienzsteigerung sowie individuelle operative Chancen.

Wesentliche Chancen für die RTL Group sind eine bessere Entwicklung der TV-Werbemärkte als erwartet sowie höhere Zuschauer- und Werbemarktanteile. Darüber hinaus schaffen die zunehmende Digitalisierung und Fragmentierung der Medienlandschaft neue Möglichkeiten. Professionell produzierte Inhalte können auf unterschiedlichen Plattformen national sowie international verbreitet werden. Durch die Verwertung bestehender TV-Inhalte auf unterschiedlichen Plattformen sowie die Entwicklung eigener digitaler Inhalte könnten neue Ertragsströme generiert werden. Ebenso könnte die RTL Group mit einer verstärkten Präsenz im digitalen Bereich den Absatz von Onlinevideo-Werbung auf allen Geräten und TV-Plattformen steigern und Bezahlmodelle im On-Demand-Geschäft aufbauen. Auf diese Weise könnten durch das Angebot neuer interaktiver oder gezielt einsetzbarer Werbeformen (HbbTV, IPTV oder mobiles Fernsehen) neue Werbeumsätze erschlossen werden. Als etablierter Contentproduzent mit globaler Präsenz könnte die RTL Group ihre digitale Verbreitung durch Multichannel-Netzwerke und digitale Streamingplattformen weiter ausbauen.

Der Zusammenschluss von Penguin und Random House hat die verlegerischen Möglichkeiten für Penguin Random House verbessert. Durch Marktanteilsgewinne könnte die Verlagsgruppe ihre Marktführung weiter ausbauen, neue Autoren gewinnen und noch mehr erfolgreiche Erstveröffentlichungen herausgeben. Vor allem in neu entstehenden und mehrsprachigen Märkten könnte die Verlagsgruppe sich die rasch steigende Nachfrage zunutze machen und ihre Produkte einer möglichst großen Leserschaft anbieten. Ferner könnten sich aus weiteren Akquisitionen beträchtliche Wachstumschancen ergeben. In diesem Kontext könnte Penguin Random House auch höhere Synergien durch die Integration der erworbenen Geschäfte erzielen. Die zunehmende Digitalisierung der Buchmärkte bietet Chancen für die Entwicklung neuer Produkte und die Nutzung effizienterer Vermarktungswege. Die Entwicklung neuer Produkte und die Erweiterung vorhandener Angebote könnten Bücher für ein breiteres Publikum interessanter machen und Lesern neue Erfahrungen ermöglichen. Darüber hinaus könnten Autoren durch den Aufbau von Netzwerken und Instrumenten dabei unterstützt werden, einen besseren Kontakt zu ihren Lesern zu gewinnen.

Für Gruner + Jahr bestehen wesentliche Chancen in einer besseren Entwicklung der Anzeigen- und Vertriebsmärkte. Darüber hinaus ergeben sich Chancen aus der Transformation vom Zeitschriften- zum Inhaltehaus. Die Organisationsstruktur von G+J Deutschland verzahnt die Print- und Digitalgeschäfte und ermöglicht so, Produktinnovationen schneller und effizienter umzusetzen. Neben dem Ausbau und der Weiterentwicklung der bestehenden Medienmarken entstehen Wachstumschancen vor allem im Auf- und Ausbau von Digitalaktivitäten sowie in Kooperationen mit anderen Verlagen und Vermarktern. Ebenso bestehen Chancen, Zusatzgeschäfte wie Commerce und Paid Services zu entwickeln. In der Vermarktung könnte G+J durch neue Werbeformen in den Medienkanälen Online, Mobile oder Video neue Kunden gewinnen. Auch die Entwicklung neuer Sonderwerbeformate sowie die Realisierung integrierter Kampagnen könnten das Potenzial zur Neukundengewinnung erhöhen.

Für BMG ergeben sich Chancen des Geschäftswachstums aus weiteren Übernahmen von Musikrechtekatalogen und zusätzlichen Abschlüssen von Künstlerverträgen, die auf der vorhandenen Plattform zu Grenzkosten verwaltet werden können. Die beschleunigte Marktdurchdringung von Streamingangeboten beinhaltet darüber hinaus die Chance der Markterweiterung der Tonträger- und Musikverlagsmärkte auf internationaler Ebene.

Bei Arvato können sich durch bereichsübergreifende Kooperationen zusätzliche Chancen der Neukundengewinnung insbesondere bei internationalen Großkunden ergeben. Durch die fortschreitende Digitalisierung wird der weltweite E-Commerce-Markt in den kommenden Jahren dynamisch weiterwachsen. Arvato könnte an diesem Wachstum insbesondere durch neue Dienstleistungen der Solution Groups SCM und Financial Solutions überdurchschnittlich profitieren. Weitere Wachstumschancen aus der digitalen Transformation liegen in der Betreuung von Kunden mit CRM-Lösungen über multiple digitale Kanäle sowie der Entwicklung und Erbringung Cloud-basierter IT-Services.

Die Geschäfte der Bertelsmann Printing Group könnten durch zusätzliche Volumina von Bestands- und Neukunden weniger stark zurückgehen. Darüber hinaus ergeben sich Chancen aus der gezielten Bedienung weiterhin wachsender Marktsegmente. Ferner könnte es zu einer weiteren Konsolidierung der Wettbewerber kommen, die eine zusätzliche Stärkung der eigenen Marktposition bewirken könnte.

Neben Medien und Dienstleistungen wird das Bildungsgeschäft derzeit zur dritten Ertragssäule von Bertelsmann ausgebaut. Weitere Wachstumschancen ergeben sich durch schnell wachsende Märkte und den Bereich Onlinebildung mit Schwerpunkt in den Bereichen Gesundheitswesen und Technologie. Das Bildungsgeschäft könnte von einer schnelleren Verlagerung vom klassischen Präsenzunterricht hin zu online- und kompetenzbasierten Schulungen sowie von einem generellen Anstieg der Nachfrage nach Schulungen in den Segmenten Gesundheitswesen und Technologie profitieren. Die Unternehmen der Bertelsmann Education Group zeichnen sich ebenfalls durch organische Wachstumschancen aus. Relias Learning hat das Potenzial, durch die Entwicklung von Produkten zur Mitarbeiterbeurteilung und Datenanalyse sowie den Einstieg in die weltweiten Gesundheitsmärkte über die organische Wachstumsrate hinaus zu wachsen. Die Beteiligung an Udacity profitiert vom raschen Veralten von Inhalten im Technologiesektor, wodurch auf dem Arbeitsmarkt ein kontinuierlicher Bedarf an Weiterbildung entsteht. Dies, neben dem Mangel an qualifiziertem IT-Personal mit den richtigen Fertigkeiten, schafft für Udacity die Möglichkeit, sich zu einer Premiummarke auf dem Gebiet der IT-/Technologieschulungen zu entwickeln. Darüber hinaus verfügt HotChalk über ein Dienstleistungsangebot, das sich an die wachsende Zahl von Hochschulen richtet, die immer mehr Universitätsprogramme online bereitstellen und ausgewählte Dienste auslagern wollen.

Für die Fondsaktivitäten der Bertelsmann Investments ergibt sich die Chance, aufgrund gestiegener Portfoliobewertungen oder durch Exit-Optionen höhere Gewinne als erwartet zu realisieren.

Zusätzliche Chancenpotenziale für die einzelnen Unternehmensbereiche bieten die vorhandenen Innovationsbemühungen, die im Abschnitt „Innovationen“ dargestellt sind.

Weitere Chancen können durch Änderungen der rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen entstehen.

Die finanzwirtschaftlichen Chancen beziehen sich weitgehend auf eine für Bertelsmann vorteilhafte Entwicklung der Zinsen und Wechselkurse.