Das übergeordnete finanzpolitische Ziel von Bertelsmann ist die Gewährleistung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Finanzierungssicherheit, Eigenkapitalrentabilität und Wachstum. Dazu richtet der Konzern seine Finanzierung an den Anforderungen eines Credit Rating der Bonitätsstufe „Baa1/BBB+“ und den damit verbundenen qualitativen und quantitativen Kriterien aus. Rating und Transparenz gegenüber dem Kapitalmarkt leisten einen bedeutenden Beitrag zur finanziellen Sicherheit und Unabhängigkeit des Unternehmens.
Entsprechend der Konzernstruktur erfolgt die Kapitalallokation zentral über die Bertelsmann SE & Co. KGaA, die die Konzerngesellschaften mit Liquidität versorgt und die Vergabe von Garantien und Patronatserklärungen für Konzerngesellschaften steuert. Der Konzern bildet weitgehend eine finanzielle Einheit und optimiert damit die Kapitalbeschaffungs- und Anlagemöglichkeiten.
Die finanzielle Steuerung bei Bertelsmann erfolgt nach quantifizierten Finanzierungszielen, die sich an der wirtschaftlichen Verschuldung und mit abgeschwächter Bedeutung an der Kapitalstruktur orientieren. Zu den Finanzierungszielen gehört ein dynamischer Verschuldungsgrad ( Leverage Factor), der den definierten Wert von 2,5 nicht überschreiten sollte. Am 31. Dezember 2016 lag der Leverage Factor mit 2,5 über dem Vorjahreswert (31. Dezember 2015: 2,4), aber nicht über dem selbstgesetzten Höchstwert von 2,5 (Erläuterungen hierzu im Abschnitt „Alternative Leistungskennzahlen“).
Die Wirtschaftlichen Schulden erhöhten sich zum 31. Dezember 2016 auf 5.913 Mio. € nach 5.609 Mio. € im Vorjahr trotz eines Rückgangs der Nettofinanzschulden. Es erhöhten sich insbesondere die Pensionsrückstellungen aufgrund eines gesunkenen Diskontierungszinssatzes und der Nettobarwert der Operating Leases aufgrund einer Standortkonsolidierung bei Penguin Random House in den USA. Die Pensionsrückstellungen und ähnliche Verpflichtungen zum 31. Dezember 2016 lagen bei 1.999 Mio. € (31. Dezember 2015: 1.709 Mio. €). Die Nettofinanzschulden reduzierten sich auf 2.625 Mio. € (Vj.: 2.765 Mio. €).
Ein weiteres Finanzierungsziel ist die Coverage Ratio (Zinsdeckungsgrad). Sie berechnet sich aus dem Verhältnis des für den Leverage Factor verwendeten Operating EBITDA zum Finanzergebnis und soll über einem Wert von 4 liegen. Im Berichtszeitraum lag die Coverage Ratio bei 9,7 (Vj.: 10,1). Die Eigenkapitalquote im Konzern lag mit 41,6 Prozent (31. Dezember 2015: 41,2 Prozent) weiterhin deutlich über der selbstgesetzten Mindestanforderung von 25 Prozent.
Ziel | 2016 | 2015 | |
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Leverage Factor: Wirtschaftliche Schulden/Operating EBITDA1) | ≤ 2,5 | 2,5 | 2,4 |
Coverage Ratio: Operating EBITDA/Finanzergebnis1) | > 4,0 | 9,7 | 10,1 |
Eigenkapitalquote: Eigenkapital zu Konzernbilanzsumme (in Prozent) | ≥ 25,0 | 41,6 | 41,2 |
1) Nach Modifikationen. |
Bertelsmann platzierte im April 2016 eine Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit und einem Emissionsvolumen von 500 Mio. €. Die in Luxemburg gelistete Anleihe ist mit einem festen Kupon von 1,125 Prozent ausgestattet. Darüber hinaus hat Bertelsmann im Juni 2016 im Rahmen einer Privatplatzierung ein Schuldscheindarlehen über 200 Mio. € mit einer zweijährigen Laufzeit begeben. Die Erlöse aus den Platzierungen wurden für die Rückzahlung der im September 2016 fällig gewordenen Anleihe genutzt. Zum 31. Dezember 2016 lagen die Buchwerte der Anleihen und Schuldscheindarlehen bei insgesamt 3,7 Mrd. € nach 3,8 Mrd. € zum 31. Dezember 2015 (vgl. hierzu auch im Konzernanhang, Textziffer 22, Finanzschulden).
Bertelsmann verfügt seit dem Jahr 2002 über Emittenten-Ratings der Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s (S&P). Die Emittenten-Ratings erleichtern den Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und stellen daher ein wichtiges Element der Finanzierungssicherheit von Bertelsmann dar. Bertelsmann wird von Moody’s mit „Baa1“ (Ausblick: stabil) und von S&P mit „BBB+“ (Ausblick: stabil) bewertet. Beide Credit Ratings liegen im Investment-Grade-Bereich und entsprechen dem Zielrating von Bertelsmann. Die Einschätzung zur kurzfristigen Kreditqualität von Bertelsmann wird von Moody’s mit „P‑2“ und von S&P mit „A‑2“ beurteilt.
Der Bertelsmann-Konzern verfügt zusätzlich zur vorhandenen Liquidität über eine syndizierte Kreditlinie, die 2016 um ein Jahr, bis 2021, verlängert wurde. Diese bildet das Rückgrat der strategischen Kreditreserve und kann von Bertelsmann durch Ziehung in Euro, US-Dollar und Britischen Pfund bis zu einem Betrag von 1,2 Mrd. € revolvierend in Anspruch genommen werden.
Im Berichtszeitraum wurde ein Cashflow aus der betrieblichen Geschäftstätigkeit in Höhe von 1.954 Mio. € generiert (Vj.: 1.600 Mio. €). Der nachhaltige, um Einmaleffekte bereinigte Operating Free Cash Flow betrug 1.799 Mio. € (Vj.: 1.559 Mio. €), die Cash Conversion Rate lag bei 93 Prozent (Vj.: 83 Prozent); vgl. hierzu auch Abschnitt „Steuerungskennzahlen im weiteren Sinne“. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit lag bei -1.081 Mio. € (Vj.: ‑1.785 Mio. €). Auf Investitionen in immaterielle Vermögenswerte, Sach- und Finanzanlagen entfallen davon ‑962 Mio. € (Vj.: ‑1.093 Mio. €). Die Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen (abzüglich erworbener liquider Mittel) betrugen ‑278 Mio. € (Vj.: ‑166 Mio. €). Die Einzahlungen aus dem Verkauf von Tochterunternehmen und sonstigen Geschäftseinheiten sowie von sonstigem Anlagevermögen lagen bei 192 Mio. € (Vj.: 163 Mio. €). Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit betrug -793 Mio. € (Vj.: 122 Mio. €). Dividenden an die Aktionäre der Bertelsmann SE & Co. KGaA beliefen sich unverändert auf ‑180 Mio. € (Vj.: ‑ 180 Mio. €). Dividenden an nicht beherrschende Anteilseigner und weitere Auszahlungen an Gesellschafter wurden in Höhe von ‑388 Mio. € (Vj.: ‑ 450 Mio €) ausgezahlt. Zum 31. Dezember 2016 verfügte Bertelsmann über liquide Mittel in Höhe von 1,4 Mrd. € (Vj.: 1,3 Mrd. €).
in Mio. € | 2016 | 2015 | |
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Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit | 1.954 | 1.600 | |
Cashflow aus Investitionstätigkeit | -1.081 | -1.785 | |
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit | -793 | 122 | |
Zahlungswirksame Veränderung der liquiden Mittel | 80 | -63 | |
Wechselkursbedingte und sonstige Veränderungen der liquiden Mittel | -14 | 42 | |
Liquide Mittel am 1.1. | 1.310 | 1.331 | |
Liquide Mittel am 31.12. | 1.376 | 1.310 | |
Abzüglich liquider Mittel der Veräußerungsgruppen | -3 | – | |
Liquide Mittel am 31.12. (laut Konzernbilanz) | 1.373 | 1.310 |
Unter die außerbilanziellen Verpflichtungen fallen Haftungsverhältnisse und sonstige finanzielle Verpflichtungen, die nahezu ausnahmslos aus der operativen Tätigkeit der Unternehmensbereiche resultieren. Die außerbilanziellen Verpflichtungen erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr. Die zum 31. Dezember 2016 vorhandenen außerbilanziellen Verpflichtungen hatten für das abgelaufene wie auch das künftige Geschäftsjahr keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage des Konzerns.
Die Gesamtinvestitionen einschließlich übernommener Finanzschulden in Höhe von 6 Mio. € (Vj.: 41 Mio. €) lagen im Geschäftsjahr 2016 bei 1.244 Mio. € (Vj.: 1.281 Mio. €). Die Investitionen gemäß Kapitalflussrechnung betrugen 1.240 Mio. € (Vj.: 1.259 Mio. €). Von den Sachanlageinvestitionen in Höhe von 326 Mio. € (Vj.: 297 Mio. €) entfiel wie in den Vorjahren der größte Teil auf Arvato. In immaterielle Vermögenswerte wurden 388 Mio. € (Vj.: 349 Mio. €) investiert, die insbesondere auf BMG für den Erwerb von Musikkatalogen sowie auf die RTL Group für Investitionen in Filmrechte entfielen. Für Investitionen in Finanzanlagen wurden 248 Mio. € (Vj.: 447 Mio. €) aufgewandt. Hierzu zählen insbesondere die Investitionen der Bertelsmann Investments. Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen (abzüglich erworbener liquider Mittel) lagen im Berichtszeitraum bei 278 Mio. € (Vj.: 166 Mio. €). Hierzu zählen insbesondere die Anteilserwerbe an Smartclip, APS und der Groupe Cerise.
in Mio. € | 2016 | 2015 |
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RTL Group | 353 | 330 |
Penguin Random House | 36 | 43 |
Gruner + Jahr | 112 | 55 |
BMG | 183 | 170 |
Arvato | 167 | 176 |
Bertelsmann Printing Group | 49 | 40 |
Bertelsmann Education Group | 175 | 270 |
Bertelsmann Investments | 147 | 171 |
Summe Investitionen der Bereiche | 1.222 | 1.255 |
Corporate/Konsolidierung | 18 | 4 |
Gesamtinvestitionen | 1.240 | 1.259 |
Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2016 lag bei 23,8 Mrd. € (Vj.: 22,9 Mrd. €). Die liquiden Mittel erhöhten sich auf 1,4 Mrd. € (Vj.: 1,3 Mrd. €). Das Eigenkapital verzeichnete einen Anstieg auf 9,9 Mrd. € nach 9,4 Mrd. € im Vorjahr. Daraus ergab sich eine Eigenkapitalquote von 41,6 Prozent (Vj.: 41,2 Prozent). Das auf die Aktionäre der Bertelsmann SE & Co. KGaA entfallende Eigenkapital lag bei 7,9 Mrd. € (Vj.: 7,5 Mrd. €). Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen erhöhten sich aufgrund eines reduzierten Rechnungszinsfußes auf 1.999 Mio. € (Vj.: 1.709 Mio. €). Durch die im Abschnitt „Finanzierungsaktivitäten“ beschriebene Aufnahme und Rückzahlung von Finanzschulden in vergleichbarer Höhe veränderten sich die Bruttofinanzschulden nur leicht auf 3.998 Mio. € nach 4.075 Mio. € zum 31. Dezember 2015. Darüber hinaus blieb die Bilanzstruktur im Vorjahresvergleich weitgehend unverändert.
Zum 31. Dezember 2016 betrug der Nennwert des Genusskapitals unverändert zum Vorjahr 301 Mio. €. Unter Anwendung der Effektivzinsmethode belief sich der Buchwert des Genusskapitals zum 31. Dezember 2016 auf 413 Mio. € (Vj.: 413 Mio. €). 94 Prozent des nominalen Genusskapitals entfallen auf den Genussschein 2001 (ISIN DE0005229942) und 6 Prozent auf den Genussschein 1992 (ISIN DE0005229900).
Die Genussscheine 2001 sind an der Frankfurter Wertpapierbörse zum Handel im Regulierten Markt zugelassen. Die Notierung erfolgt in Prozent des Nominalwerts. Im Januar erreichte der Schlusskurs des Genussscheins 2001 mit 310,00 Prozent seinen niedrigsten Stand, im April mit 335,02 Prozent seinen höchsten Stand im Geschäftsjahr 2016.
Nach den Genussscheinbedingungen für den Genussschein 2001 beträgt die Ausschüttung für jedes volle Geschäftsjahr 15 Prozent auf den Grundbetrag, vorausgesetzt, es stehen ein ausreichendes Konzernergebnis und ein ausreichender Jahresüberschuss der Bertelsmann SE & Co. KGaA zur Verfügung. Diese Voraussetzungen wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr erfüllt. Daher wird für die Genussscheine 2001 auch für das Geschäftsjahr 2016 eine Ausschüttung von 15 Prozent auf den Grundbetrag erfolgen.
Aufgrund des geringen Volumens weisen die zum Regulierten Markt an der Frankfurter Wertpapierbörse zugelassenen Genussscheine 1992 einen nur noch bedingt liquiden Börsenhandel auf. Für die Genussscheine 1992 richtet sich die Ausschüttung nach der Gesamtkapitalrendite des Konzerns. Da im Geschäftsjahr 2016 eine Gesamtkapitalrendite von 7,09 Prozent (Vj.: 6,99 Prozent) erzielt wurde, wird sich die Ausschüttung auf die Genussscheine 1992 für das Geschäftsjahr 2016 auf 8,09 Prozent (Vj.: 7,99 Prozent) des Grundbetrags belaufen.
Die Ausschüttung auf beide Genussscheine wird voraussichtlich am 15. Mai 2017 erfolgen. Laut den Genussscheinbedingungen kontrolliert der Abschlussprüfer der Bertelsmann SE & Co. KGaA, ob die Gewinnausschüttung zutreffend ermittelt wurde. Hierüber legt der Abschlussprüfer für beide Genussscheine eine Bescheinigung vor.